22.10.13

IDEENWELT #7 - Licht ins Dunkel

Noch werden wir von Sonne verwöhnt (heuer ganz außergewöhnlich, dass sich das Wetter so mitfühlend zeigt) aber bald! Kommt die Winterzeit, es wird früher dunkel, weil wir an den Uhren drehen und dann brauchen wir Licht.

Hier sind ein paar helle Ideen für Lampen aller Art - auf Facebook gibt es noch ein paar mehr zu sehen.




Mit Papier bekleben:

kann man jegliche Glaslampen mit ebener Oberfläche. Dazu eignet sich Decoupage oder Decopatch-Papier besonders gut, weil es nicht reißt oder Falten wirft.

Japanpapier ist natürlich auch sehr schön, weil sehr durchsichtig und fein.

Die Papiere werden am besten mit einem Collagekleber oder sonstigem Weißleim aufgebracht, wichtig ist, dass der Kleber klar abtrocknet.












Mit Keramikfarbe kann man auf ebensolchen ebenen Flächen gut schablonieren oder stempeln.

Weiß in weiß ist das schön zurückhaltend.

Die Schablone gut mit Abdeckband fixieren und mit einem Schwämmchen fein die Farbe auftupfen.


















Ist die Lampe nicht eben, sondern kugelig, greife man zu Porzellanstiften und bemale freihändig auf dem gut entfetteten Untergrund, was am besten mit Reiniger oder Spiritus vonstatten geht.

Perlmutt und weiß auf weiß ist eine schöne Kombination, die man gerne lange aushält.







Auch kleine Windlichter lassen sich so gestalten.



 


Hier sind kleine Lichtlein mit Schablonen und Metallic- und Glitterlinern, das geht mit ein bisschen Fingerspitzengefühl auch auf rund.


Und das kann man mit Papierlampen anstellen, mit eben diesen Linern:




18.10.13

IDEENWELT #6 - Stempel einfach selbst machen


Eine lustige Art, sich selbst Stempel zu machen: Mit 3D bzw. Plusterfarbe geht das sehr einfach und zwar so:

Du brauchst:

Holzreste, Holzscheiben, Holzperlen/ Möbelknöpfe

ev. Schrauben oder Kleber
ev. Hand-, Loch- oder Stichsäge

3D/Plusterfarbe
ev. Schablone
Malmesser spitz
Abdeckband
Holzspieß für Korrekturen



3D/Plusterfarbe direkt aus dem Liner in der gewünschten Form auf das Holz auftragen. Achtung: Schrift muss spiegelverkehrt sein.

Oder: Schablone auf das Holz legen, mit Abdeckband fixieren. 3D/Plusterfarbe mit dem Malmesser gleichmäßig auf die Schablone aufbringen, etwa 2 bis 3 mm hoch. Schablone senkrecht nach oben abziehen. Aufstehende Kanten vorsichtig glätten.

Über Nacht trocknen lassen. Ins aufgeheizte Rohr (150° Umluft) auf einen Rost legen und beobachten! Sobald sich die Farbe aufplustert, aus dem Rohr nehmen und  auskühlen lassen.

Stempel aus einer Schablone

und frei Hand gemalt.

Für sehr vornehme Stempel mit Holzscheiben und aufgeschraubten Perlen oder Möbelknöpfen arbeiten. Nach Wunsch schleifen und lackieren.







Tipp: Stempel vorsichtig reinigen, bei der Verwendung von zuviel heißem Wasser können sich mit der Zeit kleine Teile lösen.



Für diese Technik gibt es ein Ideenblatt, das auf der IDEENWELT-Messe gratis verteilt wird!

Auf Facebook gibt es  noch mehr Fotos mit Anwendungsbeispielen.











15.10.13

IDEENWELT LIVE #5 - Glas- und Keramikfarbe im Geschirrkasten

Das ist schnell gemacht und bringt tolle Ergebnisse: Man nehme einfaches Geschirr, einfache Gläser und bemale nach Lust, Laune und Können mit Glasfarben, Porzellanfarben und Porzellanstiften.

Hier sind wichtige Hinweise, damit es auch gelingt:

Glasfarbe






Gibt es von verschiedenen Herstellern und kann auf Wasser- oder Lösemittelbasis sein. Wasser bedeutet gute Verarbeitung, es riecht nicht, ist umweltfreundlicher und kann auch mit Kindern verwendet werden. Oft sind die Farben aber weniger brilliant und haltbar.

Lösemittel hat alle Nachteile, die oben als Vorteile genannt werden, dafür leuchtendere Farben und bessere Haltbarkeit. Die Pinsel müssen mit Spiritus oder Reiniger gewaschen werden.


Den Untergrund immer gut reinigen, zB mit Brennspiritus und dann nicht mehr antappsen - auf fettigen Fingerabdrücken hält die Farbe nicht gut. Glasfarbe kann flächig, mit klaren Konturen oder verwischt aufgetragen werden. Der Pinselstrich verschwindet und verläuft mit der Zeit und wird zu einer glatten Oberfläche. Auf Glasfarbe kann mit Acrylfarbe in gold oder anderen Farben gestempelt werden.




Keramikfarbe



Manche Produkte müssen im Backrohr eingebrannt werden, andere sind sofort nach dem Trocknen geschirrspülertauglich. Auch hier muss alles ganz fettfrei sein, sonst rutscht die Farbe im Geschirrspüler einfach ab.

Die Farbe kann mit Pinsel oder Schwämmchen aufgetragen werden. Mit einem Grillspieß können Muster eingekratzt werden. Stempel und Schablonen funktionieren auch bestens.

Auch auf alten gemusterten Tassen und Tellern kann man ganz schönes Design entwickeln. 

Beide Techniken können natürlich nicht mit echter Porzellanmalerei und wirklichem bunten Glas mithalten. Sie sind aber fein und nützlich, wenn es um kleine Geschenke, mehr Schönheit im Geschirrschrank oder die Aufwertung von Geschirr geht, das schon lange ungeliebt herumsteht.

Mehr Beispiele gibt es auf Facebook zu sehen.



8.10.13

IDEENWELT LIVE #4 - Möbelknöpfe = Porzellan + Keramikfarbe

Oft trifft man in Mietwohnungen auf Schränke - oder besitzt selbst welche - die nicht so ganz das Gelbe vom Ei sind. Wenn man ressourcenorientiert denkt und das Ding nicht gleich angewidert aus der Wohnung wirft, sondern aufmöbeln will, gibt es einige Möglichkeiten.

Eine pfiffige Variante, auch um die Fichtenholz-Klassiker der 80er aufzupeppen, sind bemalte Porzellanknöpfe. Die gibts in klein zB beim großen Schweden, mit Schrauben und alles.



Einige Handgriffe später kann das Ganze dann so ausschauen. 

1. HG (Handgriff): mit Brennspiritus oder Reiniger gut abwischen, um Fett zu entfernen
2. HG: Knopf auf einen Pinselstiel, Essstäbchen oä stecken
3. HG: mit Keramikfarbe oder -stiften bemalen, dabei auch Schwämmchen für die Flächen und Grillspieße für die Tupfen einsetzen; trocknen lassen. Je nach Geschmack mit Keramik-Goldfarbe verzieren
4. HG: Falls es das Produkt erfordert, im Backrohr nach Anleitung einbrennen. 

 Und so kann das dann im wirklichen Leben ausschauen:

Das ist die Garderobe des Kreativstudios, mit netten Spiralhaken, deren Spitzen zum Schutz der armen Jacken mit Filzkugeln abgemildert sind.Die Porzellanknöpfe unten dienen für Kinderjacken oder Taschen.Die Bretter übrigens sind uralt, und mit 3D-Schablonen geschmückt, sodann elfenbeinfarben überstrichen.

As is the Mauer, dünn mit Acryllasur und Schwamm - und schön unregelmäßig - bemalt, und dann ebenfalls mit Acrylfarbe und Schablone in gelb überhaucht.

Die gelbe Wand ist normale Dispersion und auch mit Acrylfarbe getönt. Wer die zu Hause hat, spare die teuren Abtönfarben, die sind auch nichts anderes. (Außer man arbeitet mit hochwertigen Mineral- oder Kalkanstrichen, dann besser nicht)

Hier an unserem Eschenholzschrank in Großaufnahme und mit größeren Knöpfen, die es im Internet gibt. Der unregelmäßige Strich gibt etwas Organisches und Lockeres.

Mehr Beispielbilder gibt es auf Facebook











Und wer partout nicht mit Farbe herumklecksen will, greift zur Wolle, rollt ein paar Kugeln und schraubt sie an so ein Kastl an. Dafür mit einer spitzen Schere ein Loch bohren, eine Schraubenhülse von vorne rein, die Gegenschraube von innen.

Taugt auch etwas!

28.9.13

IDEENWELT LIVE! #3 - Teppich Makeover

Eine ganz einfache Technik für Teppich-Design ist das Stempeln und Schablonieren. Der Teppich kann direkt bearbeitet, oder erst gefärbt werden, vorausgesetzt, er hat einen 70%igen Anteil an Naturfasern.

Das ist ein einfacher weißer Baumwoll-Fleckerlteppich, der zuerst in der Waschmaschine sandbraun eingefärbt wird.

Nach dem Trocknen und Bügeln werden mit Abdeckband Streifen abgeklebt (gut andrücken!) und in weinrot und hellbeige eingefärbt. Dazu eignen sich wasserlösliche Textilfarben oder Seidenfarbe mit Verdicker. Am besten mit einem Lackroller auftragen. Das Abdeckband sofort nach Auftragen abziehen, es verklebt sonst mit der Farbe.

Sobald die Streifen getrocknet sind, gut einbügeln. Die Blumenornamente sind mit großen Design Stamps aus Schaumgummi aufgedruckt, die Vögel sind mit weißer Metallicfarbe schabloniert.

Zum Abschluss noch mit Effektliner kleine Punkte in die Blumen und Vogelspuren setzen.

Trocknen lassen und die Farben wieder nach Anweisung des Herstellers einbügeln.

Dieser Teppich bringt skandinavisches Flair in die Wohnung. Außerdem kann er - vorausgesetzt alles ist gut fixiert - bei 30° gewaschen werden.



Diese Teppiche für zB das Badezimmer sind mit Schablonen und Metallic-Effektfarbe gestaltet. Bei höherflorigen Teppichen eignet sich ein Stupfpinsel gut fürs Schablonieren, erkennbar an den stumpfen Borsten.

Schablonen plan mit Abdeckband auf dem Teppich befestigen und die Farbe gleichmäßig von oben auftragen. Darauf achten, dass keine Farbklumpen auf dem Pinsel sind, die sich unter die Kontur drücken könnten.



Teppiche aus Synthetikmaterial vorsichtig durch ein Baumwolltuch bügeln und fixieren und ganz vorsichtig waschen.

Vor dem Schablonieren ausprobieren, in welchem Abstand die Muster symmetrisch auf den Teppich passen!





Die Farbe Blau - es vergeht und verblasst

Blick auf Capri bei Vollmond
Blau ist die Farbe der Abenddämmerung, die Blue Hour. Blau ist träumerisch und verhangen, weit und erholsam. Mit blau öffnet sich ein großer Raum - der Himmel, der Ozean, die Fantasie, ein Paralleluniversum.

Mit blau wird es ernster, keine Rede mehr vom orangen Geblödel. Blau führt nach innen, in die Stille.

Wer schon einmal - ganz harmlos - von einer griechischen oder kroatischen Küste weggeschnorchelt ist - kennt vielleicht das Gefühl der Grenze und dann Grenzenlosigkeit, das einen befällt, wenn man so weit draußen ist, dass es rundrum nur mehr blau ist. Als könnte man sich gleich auflösen, wenn man nicht aufpasst. Als wäre man gerufen, von einer formlosen Unendlichkeit ...



24.9.13

IDEENWELT LIVE! #2 Apothekengläser für Tee und Gewürze

Jetzt im September kann man die allerletzten Kräuter ernten und (hexenhaft dekorativ) drinnen zum Trocknen aufhängen. Dann sollte man sie artig und nicht zu spät, also bevor sie sämtliche Aromen ausgehaucht haben, in geeignete Gefäße verstauen - lichtecht, luftdicht und im Küchenkastl leicht zu finden.

Salbei, Thymian, Majoran, Currykraut, russischer Estragon und Minze

Die schönste Lösung sind die edlen, dunkelbraunen Apothekengläser, die leider auch eine Menge Geld kosten. Eine gute Idee ist es daher, leere Marmeladen-, Gurken etc. Gläser zu sammeln, gut zu reinigen (innen mit Spülmittel, außen mit Spiritus, damit sie fettfrei werden) und mit brauner Glasfarbe zu bemalen. Wenig Aufwand, große Wirkung:

Der ehemalige Verpackungsmüll wird ein wertvolles Gebinde. Die Kräuter sind lichtecht aufgehoben und bewahren Duft und Inhaltsstoffe. So holt man sich den Sommer ins winterliche Teehäferl!

Die bemalten Gläser sind zwar nicht geschirrspülmaschinenfest, aber abwaschbar.

Die Gläser können auch nach dem Etikettieren bemalt werden


Das alles funktioniert natürlich auch bestens für kleine Gewürzgläser.

Dunkelbraune Glasfarbe gibt es von verschiedenen Herstellern, auf Wasser- und Lösemittelbasis. Zweitere ist haltbarer und farbintensiver, braucht dafür aber auch Pinselreiniger auf Lösemittelbasis.

20.9.13

IDEENWELT LIVE! #1 Das Bett.

In gut einem Monat wird das Kreativ-Studio auf der Ideenwelt-Messe 2013 in Wien auf 24 m² eine Vielfalt an Design- und Recycling-Ideen präsentieren. Wir freuen uns über diese Gelegenheit zu zeigen, dass Nachhaltigkeit geschmacklich nicht hinter dem Mond statt findet, sondern neben Ressourcen-Bewusstsein und Wirtschaftlichkeit vor allem einen ästhetischen, schicken, pfiffigen Bonus bringen kann!

Als Vorbereitung auf diese Messe im Messegelände Wien  zeige ich hier schon einige Ideen für Gestaltungen aller Art.

#1 Das Bett.

einfaches Holzbett mit Schablonen-Verzierung


Ein ganz einfaches Bett kann mit Farbe und Schablone in ein elbenhaftes Traum-Bett verwandelt werden. Falls du, wie wir, ein Bett selber baust* und - da kein Tischler - mit Schrauben arbeiten musst, um die Ecken zu verbinden, kann diese Idee helfen, die Schrauben zu kaschieren.

Du brauchst:
- weiße wasserlösliche Lasur, oder mit Wasser verdünnte Acrylfarbe
- eine hübsche Schablone, gibt es auch etwas stärker für den 3D Effekt
- Modellier- oder Strukturpaste in weiß
- ein Malmesser mit einer großen Fläche und einer Spitze, siehe Bild unten




Das Holz darf nicht lackiert oder mit Öl behandelt sein, damit es die Lasur gut aufnehmen kann. Platziere die Schablone möglichst plan an den gewünschten Stellen und fixiere sie mit Abdeckband. (Achte darauf, dass ein Stück des Klebebands hochsteht, damit du es dann einfach wieder abziehen kannst.) Falls du nur Ausschnitte verwenden willst, decke die benachbarten Muster ebenfalls mit Klebeband ab.

Nimm eine ordentliche Menge Spachtelmasse auf die Unterseite des Malmessers und bringe sie gleichmäßig auf der Schablone auf - als würdest du eine Torte glasieren. Achte darauf, nicht zuviel Druck gegen die Schablonenkonturen auszuüben, sonst drückt sich die Masse durch und es schaut verpatzt aus. Bei dünnen Schablonen musst du die erhabene Höhe selbst erzeugen, bei 3D Schablonen erhältst du von selbst ein Relief. Wichtig ist, die Schablone zügig und mit ruhiger Hand nach oben wegzuziehen, damit sich das Muster nicht verwischt.

Überschüssige Spachtelmasse auf der Schablone nimmst du ab (geht gut auf einer Plastikfolie) und gibst sie zurück in die Dose. Nach ein paar Aufträgen kann es sein, dass die Konturen der Schablone nicht mehr sauber sind. Waschen, trocknen lassen, dann kann es weiter gehen.

Lass die Spachtelmasse gut durchtrocknen, 24 Stunden sind ein guter Richtwert. Kleine Korrekturen kannst du gut mit einem Holz/Schaschlikspieß durchführen. Ev. kannst du die trockene Form mit feinem Schleifpapier (180) glätten. 

Für verdünnte Acrylfarbe verwende am besten ein Schraubglas und stelle die gewünschte Farbdichte durch die Zugabe von mehr oder weniger Wasser her.

Streich die sichtbaren Holzteile, es hilft, die Bett-Beine auf ein Stück Plastikfolie zu stellen. Falls sich das Holz nach dem Trocknen rau anfühlt, leicht darüber schleifen. Als Abschluss kannst du noch mit einem wasserlöslichen Klarlack drüber gehen.



Diese Technik funktioniert ua auch mit Spiegeln, Schachteln, Schränkchen und als Stuck auf Wänden (bei Mietwohnungen auf gutes Einvernehmen mit der Hausverwaltung achten ;)


Strukturpaste auf Spanschachtel, Kanten vergoldet (mit einem trockenen Borstenpinsel wenig Goldfarbe sehr flach darüber streichen)

Kleines Ladenregal aus IKEA-Urzeiten, Rückwand mit Decoupage-Papier beklebt, weiß lackiert, Porzellanknopf mit Ceramica-Farbe bemalt, 3D-Schablone und Strukturpaste

Holzrahmen-Spiegel, 3D-Schablone und Strukturpaste, hellbeige lackiert. Spiegel gut mit Abdeckband abkleben.
* eine Bauanleitung kannst du bei isabella@scherabon.at anfordern.



9.9.13

Verpackungsallergie

In Wahlkampfzeiten kriegt man geschönte Oberflächen nur so um die Ohren gedonnert. Alle sind hübsch, gestylt, selbst weit jenseits der 80 wird man noch froh plakattauglich zurecht gephotoshopt (wobei nicht einmal vor nackten Oberkörpern halt gemacht wird). Alles kein Problem.

Alles aber mein Problem.  Mit einer schlicht-naturgetunten Wahrnehmung, wo ein Baum ein Baum ist, ein tränendes  Katzenauge ein tränendes Katzenauge, von Kohlweißlingen zernagte Krauthappeln von Kohl .... undsoweiter, geht mir die geschöne Wirklichkeit, die mir - kaum vom Berg herunten -  ins Gemüt träufelt, so was von auf die Nerven – im Wortsinn.

Die ständige Überreiztheit mit aufgepeppter Schönheit lässt sich in der Stadt und bei täglichem Internet- und Medienkonsum mit der Zeit wegblenden. Es müssen sich Filter bilden durch die permanente Durchsetzung mit wie-etwas-sein-soll (nämlich anders als in Wirklichkeit), durch das tägliche und minütliche Gezerre an uns, eine Abstumpfung der Sinne, die uns überleben lässt. Dadurch blenden wir aber auch aus, dass wir ständig belogen werden.  Spindi ist wahrscheinlich in echt NICHT so tatkräftig und schnittig, wie uns die Plakate weismachen wollen. Die glitzerige Luxusmode aus der Wienerin, die ich im Cafe Sperl durch blättere, wird möglicherweise in denselben verseuchten Schneidereien hergestellt wie die Billigsdorfer-Jeans. Die glücklichen Kühe auf der blühenden Wiese vom Milchpackerl stehen das ganze Jahr im Stall (und fressen vergorene Silage) (die greulich fäult). Der buttergelbe Käse auf der Packerl-Pizza wird aus Wasser, Milch-, Soja- oder Bakterieneiweiß, Pflanzenölen, Stärke, Emulgatoren, Aroma- und Farbstoffen, Salz und Geschmacksverstärker hergestellt. (Kunstkäse, schmatz.)




Wir verwechseln immer mehr außen mit innen. Wir glauben gediegenen, hochwertigen Verpackungen, griffigen Slogans mehr als unserem - haha - Hausverstand. Wie bio können all die Tonnen Gemüse, Fleisch, Käse etc sein, die täglich frisch in die Supermarktregale geleert werden? Wieviele knackige, engagierte Ursprungsbauern müsste es geben, damit hinter der schönen Biofassade tatsächlich alles stimmt? Wir glauben, weil es zu anstrengend ist, ständig alles zu hinterfragen. Wir wollen nicht bei jedem Einkauf in zynische Verzweiflung verfallen. Wir wollen, dass die Welt von Vernunft getragen ist, dass wir tatsächlich eine kluge und lernfähige Spezies sind, dass wir es schaffen werden, diesen Planeten nicht vollends zugrunde zu richten.
Naja. Eine besonders infame Abart von Verpackungsallergie befällt mich, wenn ich die Grünen im Wahlkampf agieren sehe. Das ist - laut ihrem Wahlprogramm - eine Partei, die sich obiger Vernunft verschrieben hat, die für gesunde Böden, gesunde Natur, gesundes Essen, gesunde Politik eintritt. Alles schön. Alles wahr. Alles wichtig. Wenn man sich den Zustand von Planeten, Tierwelten, Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, plus der enormen Medienpräsenz von all dem anschaut, müsste eine Partei mit einer dermaßen vernünftigen Ausrichtung und ohne Korruptionshistorie die Absolute schaffen. Oder?

Nur: Welcher sadistische Wahlkampfstratege setzt die Eva auf eine Spielplatzbank und lässt sie tantenhaft den HC oder - wahnsinnig lustig - Hatschi, belehren, dass er die fremden Kinder nicht vertreiben darf? (zum Video) Auf meinen Protest bekomme ich die Antwort, die Grünen wollten neue Wählergruppen erschließen und Studien hätten gezeigt, dass es so funktionieren könne. Äh. Wie alt sind die neu zu erschließenden Wählergruppen? Sieben? Hier ist es genau andersrum: Eine bobohafte, strikt urban-witzige, standhaft das Erwachsen-werden-vermeidende Verpackung vergrault alle potentiellen Wähler, die mit dem haha-sind-wir-jung-spaßig-gegendert-und-cool-Schmäh genau gar nichts anfangen können. Wie kann ich jemanden wählen, für dessen Auftritt ich mich in Grund und Boden genieren muss und dessen (macht-)politische Kompetenz ich nur anzweifeln kann? (Ach, Herr van der Bellen ...)



Verpackungen sind Müll, hier wie dort. Verpackung ist oft Kunststoff, Folie, giftig, mit Quecksilber bedruckt, oft unehrlich, meist unnötig, schummelt mit Gewichten und Größen.

Wirklich notwendige Politik im Sinn von alltäglichen Handlungsweisen verzichtet auf Verpackungen, wo nur möglich und auf allen Ebenen. Weder verpackt man sich selbst (in monatlich wechselnde Modetrends, Freizeit-Gear, Elektrospielsachen und Konsumgüter aller Art), noch sein Angebot (in schrille heiße Werbeluft), sein Essen (muss nicht, wenn's aus der Region, aus dem Biokistl, aus dem Garten kommt), seine Kommunikation (in leere Meinungshülsen), noch glaubt man den Verpackungen, die einen umschwirren und stellt sich als Wirt für Trends und Konsum zur Verfügung.

Vielleicht ist es das Alter, aber immer mehr sind historische Dokumente (also Filme) aus den Siebzigern wahrer Balsam fürs Auge: Wo die mediale Lügenmaschinerie noch in den Kinderschuhen steckt und Menschen, Straßen, Autos, einfach ganz unverpackt so ausschauen wie sie ausschauen (schiach, aus heutiger Sicht) - zum Beispiel die legendären Kottans mit den noch legendäreren Autotür-Szenen

3.9.13

Der Sommer verglüht - Orange

Orange ist eine letzte glühende Sommerfarbe, vom grellen Gelb und der Julihitze reifen die Farben ins Volle, Gesättigte, in ein letztes Verströmen von Lebenskraft bevor es kühler (und blauer) wird.

Herbstboten
Der orange Farbtag im Kreativstudio war jedesmal ein besonders kicheriger, voller, witziger Tag. Das beginnt schon damit, wenn sich ein Haufen orange gekleideter Frauen im Vorzimmer trifft - das genügt schon, um in Blödeln und Gackern zu verfallen. (Nicht umsonst wird Orange für Essplätze und Orte der Kommunikation empfohlen.)

29.8.13

Farbenfreude

Da wenn ich von den Sommerkursen komme, wo ich allen beim Malen und Zeichnen zuschauen darf (das ist nicht ironisch gemeint!), juckts mich in den Fingern, auch selbst wieder ... Und da kommt dann, bei damals noch vollem Sommerwetter, dieses heraus:

In sich

Wild

Mic Oechsner, lässig beim Sommerfrühstück ;)

18.8.13

Schützt uns und unsere Hausfrauen ...

.... vor Kommentaren wie diesem: (Zitat) "Künstlerische Sommerkurse stellt man sich als Selbstfindungsseminar mit hohem Anteil an Hausfrauen mittleren Alters vor. Die Salzburger Sommerakademie, 1953 von Oskar Kokoschka und dem Kunsthändler Friedrich Welz gegründet, entspricht diesem Klischee keineswegs. ... " (Profil 33/ 2013, S. 87, Ni. S.)

Gott sei Dank, möchte man im Sinne der Autorin (ja, so etwas entspringt mitnichten der hyperintellektuellen Schreibfeder eines weltfern-elitären Bobo-Jüngelchens) also, Gott sei Dank! möchte man rufen! Hinweg mit den kunstunkundigen, schlaffen und peinlichen Mittvierz- und noch schlimmer! -fünfzigerinnen, heim an den Herd und husch mit dem Besen unter die Sofas! (Malen, tsss ... sonst noch was!)

Meine unumgängliche Replik als liebevolle Bewunderin aller kunstaffinen Hausfrauen in meinen Kursen sowie als Selbst-Hausfrau an das Profil liest sich natürlich geschliffener. Und zwar so:

"Da schau her. Jetzt hab ich gar nicht gewusst, dass es immer noch lustig ist, Hausfrauen und das mittlere Alter zu schmähen. (Ist Frau Hammerl auf Urlaub?)

Jedenfalls. Als Organisatorin und Leiterin von (unter anderem) „künstlerischen Sommerkursen mit einem hohen Anteil an sich selbst findenden Hausfrauen mittleren Alters“ darf ich die Autorin (und das macht es irgendwie noch schlimmer!) bitten, sich erstens mit mehr oder weniger Rührung  an die unentgeltliche Leistung dieser Hausfrauen in ihrem Kindes- und Jugendalter zu erinnern. Bzw. kurz daran zu denken, ob sie im Alter lieber von einer nahe stehenden Hausfrau (oder bis dahin vielleicht auch Hausmann) oder einer stets wechselnden Schar von  Pflegerinnen aus dem östlichen Ausland versorgt werden will.*

Zweitens sei der leicht ironischen Abwertung der genannten Hausfrauen im Angesicht echter Kunst zwar unpopulär, unkunsthistorisch und uncool, aber doch mit Inbrunst begegnet: Das Handwerk der Kunst mag im hausfraulichen Ambiente vielleicht Blüten treiben, die die Kunstkennerin mit Arroganz zu übersehen geneigt ist. Dennoch kann es wahre Kunst sein, ein Haus/ eine Wohnung/ einen Garten zu warten und zu betreuen, täglich gesundes und schmackhaftes Essen zu zubereiten (siehe Frau van Melle kürzlich auf Ö1) und neben all dem noch die Zeit zu finden, das Handwerk des Malens zu erlernen und aus zu üben.  Gar nicht zu reden von Kinder- oder Altenbetreuung oder einem zusätzlichen Teil- oder Vollzeitjob. Die Hausfrauen in meinen Kursen – Seite an Seite übrigens mit Managerinnen, Baumeistern, Ärztinnen, Pensionistinnen, Therapeutinnen, IT-Technikern, Unternehmerinnen, Anwältinnen, Studentinnen usw. - haben in diesen Disziplinen jedenfalls meine uneingeschränkte Bewunderung."

Isabella Scherabon, Kreativstudio Vogelweidplatz, 1150 Wien

* Die natürlich auch meist hervorragende Arbeit leisten - herrjeh, man muss so aufpassen, will man brav und korrekt sein ;)

Arrgh! Arghh! Ist das das Bild einer Hausfrau??? Rettet euch, oh ihr Kunstverständigen! :)
Bild von Angelika Gardowsky, Erdpigmente mit Acrylbindemittel auf Leinwand,
entstanden im Sommerkurs des Kreativstudios in Raach am Hochgebirge, 2013.



31.7.13

Gartenglü-hück: ein Bilderbuch.

Abgesehen von den vielen dürren Stellen im Gras und den rascheligen Wiesen und Wäldern ist dieser Sommer für den oberflächlichen Genussmenschen ein Traum. Oder? Da es in den Bergen genug Wasser gibt, können wir den Garten gut durch die Trockenheit bringen und das schaut dann so aus:

früh in der Früh

morgendliches Kuh-Yoga

Trocknen? Sugo? Mit Mozarella und Basilikum? Wann werdet ihr endlich rot?

Gurken-Greif-Spiralen

Die Zaunwinde macht sich über unsere Mistgabel her

Drinnen in der mächtigsten Zucchini-Pflanze ever ...

... und unter einem mannshohen Sonnenblumenschirm.



22.7.13

Die Farbe GELB - der Sommer

An Tagen wie diesen, die so reich und sonnengelb sind, ist das Leben ein Genuss. Und das ist auch Gelb - vielleicht nicht gerade als Modefarbe, denn Gelb steht nur Wenigen - aber in vielen anderen Formen lieben wir Gelb. Gelb ist in der chinesischen Elementekunde die Mitte und wird den nährenden und süßen Lebensmitteln zugeordnet. Weizen, Honig, Öle, das sind grundsätzliche Essens-Bausteine. Gold ist gelb, Safran ist gelb, also viele Dinge, die für die Menschheit hohen Wert haben.

Das gelbe Kreativstudio

15.7.13

Mehr und besser und noch mehr und zuviel

Echte Zaunwinde (Calystegia sepium subsp. sepium)
Die Zaunwinde - was sie hier tut, steht weiter unten.
Bildquelle: Wikipedia


Wir haben erst jetzt einen Ausschnitt des "Kleinen Hobbits" von Peter Jackson gesehen - irgendwie ist er an uns vorbeigegangen, obwohl wir große Herr-der-Ringe-Fans sind, sowohl filmisch als auch bücherlich. An diesem Ausschnitt nun lässt sich ganz hervorragend ein Prinzip studieren, das uns und die Welt vielerorts durchseucht. Es ist das evolutionär vielleicht sinnvolle, aber in Wirklichkeit hoch anstrengende Angetrieben-Sein zu MEHR-BESSER-COOLER-FORTSCHRITTLICHER-NEUER-EDLER-STYLISCHER USW. 

Der Hobbit ist so kristallklar, so echt, so farbentreu, so unfassbar präzise gefilmt - dass er schier in den Augen weh tut. Er ist zuviel, zuviel der Farben, zuviel des Guten, so wie das trocken gereifte Schweinsfilet mit Olivenöl-Ampulle, das mir kürzlich auf Profil-Lifestyle-Pfaden begegnet ist. Äh. (Das erinnert mich an ein Essen in einem super-schicken-hochgelobten-Fresstempel in der Nähe von Stuttgart: Als die Dame fertig war mit ihrer bühnenreifen Aufzählung, was wir alles an was und woher jetzt gleich zu uns nehmen werden würden, war das Essen kalt.) Sicher will der Mensch gut essen und natürlich ist es toll, wenn sich jemand mit Nahrungsmittel-Qualität auseinandersetzt. Keine Frage. Aber wann ist der Bogen überspannt? Wann ist genug? Ist es je genug? Wer verdient an genug? Was, wenn wir alle meistens zufrieden wären mit dem, was wir besitzen? 

Neffen malen für Tanten, Tanten zeichnen für Neffen

Mein Neffe ist ein witziges Kerlchen und hat dieses Bild gemalt:


 ... und natürlich fallen alle drauf rein: So ein süßer Schmetterling (den in der nächsten Sekunde ein grausiges Schicksal ereilt: Wer sieht den Dino, der ihn gleich frisst?)

Damit das Kerlchen auch gut lesen und schreiben lernt, hat es von der Tante dieses Fisch-ABC gezeichnet bekommen (Fische sind nämlich das Allertollste, und das Meer überhaupt)


Auf der Rückseite ist der einzelne Groß-Buchstabe und so ist das ein zuverlässiges Lese-Lern-Spiel, an meinen Kindern erprobt (mit einer Germanistik-studierenden Tochter kann man nur sagen: hat funktioniert) und an vielen, vielen Kindergruppenkindern.